Glasmalerei

Die Glasmalerei hat im Bereich der Malerei einen besonderen Stellenwert, da es keine andere Art von Malerei gibt, die eine so hohe Leuchtkraft und Farbbrillanz hat.
Bereits im ersten Jahrhundert nach Christus hatten die Römer in ihren Thermen Glasmosaike. Die eigentliche Glasmalerei fand sich allerdings im sakralen Bereich.
Das Kunsthandwerk der Glasmalerei begann im 8. Jahrhundert. Damals wurden die Scheiben mit Schwarzlot bemalt. Im 14. Jahrhundert begann man in der Glaskunst ein transparentes Silbergelb, eine Mischung aus Ockererde und kohlesaurem Silber, anzuwenden. Ab dem 16. Jahrhundert wurden Schmelzfarben, auch Emailfarben genannt, angewendet. Diese Farben bestehen aus pulverisiertem Glas, Blei und verschiedenen Farbkörpern, auch Metalloxide genannt, wie zum Beispiel Eisen-, Kupfer-, Zinn- und Chromoxide. Auch Sulfide und Selen wurden eingesetzt. Der Nachteil der Verwendung dierser Stoffe im Kunsthandwerk ist, dass sie Schwermetalle enthalten und von daher giftig sind. Heutzutage werden Farben in der Glaskunst verwendet, die zwar weniger Schadstoffe enthalten, dafür aber auch qualitativ schlechter sind. Als Bindemittel werden Gummi arabicum, ein natürliches Polysaccharid, in Wasserfarbe oder Essig und Dicköl in Terpentin genutzt.

Anna Selbstdritt, Glasfenstermalerei, Kölner Werkstatt, 1510-1530, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen

Anna Selbstdritt, Glasfenstermalerei, Kölner Werkstatt, 1510-1530, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen

Die Werkzeuge dieses Kunsthandwerks sind folgende: Der Glasmaler mischt sein für die Glaskunst benötigtes Pulver mit einem der Bindemittel und reibt es mit seinem Glasläufer zu einer geschmeidigen Masse. Die zu bemalende Scheibe wird nun entweder auf eine durchsichtige Tischstaffelei, auf einen Leuchttisch oder auf die Vorlagezeichnung gelegt. Ein Konturenbrett dient dem Unterarm des Glasmalers zum aufstützen, damit seine malende Hand ruhig bleibt.
Zum Malen werden nun verschiedene Pinsel eingesetzt. Der Überzugspinsel dient hierbei dem Aufstreichen des Überzugs. Zum Verteilen wird nun ein Vertreiber aus weichem Dachshaar verwendet. Ein Halbschlepper, ein Rindshaarpinsel mit langen Haaren, wird zum konturieren und Auftragen der Buntfarben, die sogenannten Stupfpinsel werden zum Aufhellen von Flächen verwendet.
Um beispielsweise Wolken oder Licht- und Schatteneffekte darzustellen nutzt der Glasmaler seine Finger. Ein sogenannter Radierpinsel wird für die Darstellung hellerer Details verwendet, die durch die Hilfe dieses Pinsels präziser ausradiert werden können. Um feine Striche zu ziehen oder Lichter aufzusetzen benötigt der Glasmaler Hölzchen, Gänsekiel oder Stahlfeder.

Radier-Borstenpinsel, Lichterhölzchen und Rindshaar-Halbschlepper zum Glasmalen

Radier-Borstenpinsel, Lichterhölzchen und Rindshaar-Halbschlepper zum Glasmalen, ©Hans Bernhard

Handschuhe und Atemschutz sind in diesem Kunsthandwerk ein wichtiger Teil der Ausrüstung, da beispielsweise beim Ätzen von Überfangglas Flusssäure, welche gefährliche Dämpfe abgibt, benutzt wird.

Heute hat die Hinterglasmalerei einen besonderen Stellenwert. Der Unterschied zur normalen Glaskunst liegt darin, dass die Farben, die aufgetragen werden, lichtundurchlässig sind. Verwendet werden hierfür vor allem Acrylfarben, authentischer wirken jedoch Ölfarben. Hier handelt es sich vor allem um gerahmte Bilder, die sich wie normale Bilder aufhängen lassen.

Fensterdetail, Gedächtniskirche in Speyer ©Hans Bernhard

Fensterdetail, Gedächtniskirche in Speyer ©Hans Bernhard

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